Laut - bunt - süß: Das ist Indonesien!

Montag, 25. Juli 2011

Von siegreichen Büffeln und Frauenpower

... erfährt man, wenn man sich in das Minangkabau-Hochland begibt, dem Herzen West-Sumatras um die Stadt Bukittinggi herum. Allein diese Namen klingen doch schon faszinierend, nicht wahr? Sie haben natürlich eine Bedeutung. "Bukit" heißt Hügel und "tinggi" heißt hoch, also "hoher Hügel". Mit ihren 920 m über dem Meeresspiegel wird Bukittinggi noch überragt von den beiden Vulkanen Singgalang und Merapi, wobei letzterer nicht derjenige ist, dessen Ausbruch im November 2010 weltweit für Schlagzeilen gesorgt hat. Es gibt also mehr als einen "Merapi" in Indonesien.

In dieses Hochland verschlug es mich an einem Wochenende im März. Ich wollte mehr erfahren von diesem Volk, dessen Name allein schon so exotisch klingt. Es war eine von der BRÜCKE organisierte Reise mit insgesamt 12 Teilnehmern. Die Minangkabau [Mi-nang-ka-ba-u] sind eine der größten Ethnien in Indonesien. "Minang" bedeutet Sieg und "kabau" Büffel.

Wie kommt ein Volk zu solch einem Namen? Nun, der Sage nach soll ein Streit zwischen Sumatra und Java entbrannt sein, der durch einen Kampf zwischen Wasserbüffeln (kabau) entschieden werden sollte. Die Javaner schickten ein Monster von einem Büffel in den Kampf, während die Sumatraner ein halb verhungertes Kalb antreten ließen. Das Kalb stürmte auf den Büffel zu, weil es ihn für seine Mutter hielt und schlitzte auf der verzweifelten Suche nach Milch den Bauch des Büffels auf, da zuvor ein Messer an seiner Nase befestigt worden war. Durch diese List errangen die West-Sumatraner den Sieg und seitdem nennen sie sich wohl auch so - „siegreiche Büffel".

Nicht nur ihr Name ist bezeichnend, auch Frauenpower macht von sich reden. Die Minangkabau sind nämlich die größte matrilineare Kultur weltweit. Das betrifft vor allem die Erbfolge, wobei die verwandtschaftlichen Verhältnisse über die Abstammung von der Mutter legitimiert werden. Die ganze Angelegenheit wird insofern kompliziert, als der Islam hier tief verwurzelt ist mit seinen patriarchalischen Regeln des Korans. Wie sich das in der praktischen Lebensbewältigung umsetzen lässt, entzieht sich meiner Kenntnis, soll aber nicht spannungsfrei sein.

Genug der Theorie, hier folgen nun einige der schönsten visuellen Eindrücke:



 
Reisfelder, Palmen und Vulkane bestimmen das Landschaftsbild


Typisches Minangkabau-Haus, der vielleicht schönste Haustyp Indonesiens

In Bukittinggi

Treffpunkt in Bukittinggis Innenstadt, der Jam Gadang (Großer Glockenturm)

Auch neue Häuser werden im typischen Stil gebaut - hier das Rathaus von Bukittinggi

Im atemberaubenden Harau-Canyon

Diese Kameraden sind überall anzutreffen - Eine Dame aus der Reisegruppe wurde im wahrsten Sinne vom "wilden Affen" gebissen und musste sofort ins Krankenhaus, um sich gegen Tollwut impfen zu lassen


Wer genau hinschaut, entdeckt den Wasserbüffel

Blick auf den wunderschönen Kratersee "Maninjau"
 
Da geht einem doch das Herz auf...

Samstag, 9. Juli 2011

Wirklich schon wieder ein Jahr

„Ist das schon so lange her? Wirklich schon wieder ein Jahr?“ sang Reinhard Mey in einem seiner Lieder und weiter heißt es zum Schluss:
„Bin immer noch der ich war,
Erwachsener werd‘ ich wohl nicht.
Ich hab‘ einen Jahresring mehr wie die Bäume,
Eine dickere Rinde, ein paar neue Träume.
Und Lachfalten mehr im Gesicht.
Wirklich schon wieder ein Jahr?“
Dieser Jahresring mehr hat sich vorgestern geschlossen, am 7.7. Schon wieder ein Jahr älter geworden. Wie die Zeit rast! Seit fast einem Jahr bin ich nun schon hier in Indonesien. Was haben sich doch für tiefgreifende Veränderungen ergeben im Vergleich zu meinem/unserem Leben in Deutschland!
Eine dieser Veränderungen ist zum Beispiel das Leben mit Hausangestellten. Ich konnte es mir in Deutschland überhaupt nicht vorstellen, wie man sich wohlfühlen kann, wenn da immer jemand ist. Die ganze Privatsphäre würde doch verloren gehen.
Geht sie auch ein bisschen. Aber wir empfinden das nicht als Nachteil oder als unangenehm. Man muss sich schon gegenseitig sympathisch sein, sonst würde das Zusammenleben nicht funktionieren. Mit unserer „Ibu Yayah“, der Haushälterin, haben wir wirklich das große Los gezogen! Ich denke mal, dass es hier in Indonesien nicht üblich ist, von seiner Haushälterin zum Geburtstag beschenkt zu werden, zumal sie oft der einfacheren Bevölkerungsschicht angehören, die sich nur sehr wenig leisten können. Sie aber hat mich gleich morgens so lieb überrascht, dass mir fast die Tränen kamen.
Dieser Stuhl stand vor unserer Schlafzimmertür mit einem liebevoll eingepackten Geschenk darauf und einer Geburtstagskarte, deren Worte einem das Herz erwärmen. Ein wunderschönes, eigenhändig besticktes Kissen war ihr Geschenk an mich:



















Der 7.7. war ja ein Donnerstag, mein Wandertag, und so lag es nahe, die Wandergruppe – neudeutsch „hiking group“ – nach unserem Marsch zum Mittagessen zu mir nach Hause einzuladen. Ibu Yayah ist eine begnadete Köchin und während wir unterwegs waren, hat sie ein superleckeres Hähnchencurry für uns gezaubert.
Durch die „hiking group“ haben sich schon wertvolle Kontakte hier in Bandung ergeben und es war ein rundherum schöner Geburtstag, den ich in diesem internationalen Kreis gefeiert habe.

Vor dem Marsch - Treffpunkt ist unser Garten

Nach dem Marsch - Wir lassen es uns gut gehen ;-)