Laut - bunt - süß: Das ist Indonesien!

Samstag, 30. April 2011

Ostern in Jakarta

Von Ostern merkte man in diesem muslimischen Land nicht viel. Jedenfalls gibt es hier keine Vorgärten, in denen die Büsche mit bunten Ostereiern farbenprächtig geschmückt sind. Es gibt auch keine Osterhasen, die einen von Plakaten oder Schaufenstern anlachen. Ein paar Restaurants, die vornehmlich von Expats besucht werden, werben mit Osterbrunch oder anderen österlichen Leckereien, aber sonst geht dieses höchste unserer christlichen Feste ziemlich unspektakulär im Alltagsleben unter.

Vordergründig zumindest, denn aus der "Jakarta Post" erfährt man, dass aufgrund massiver Bombendrohungen immerhin 20.000 Polizisten abgeordnet wurden, die Ostergottesdienste der Christen zu schützen. Wenn man sich vergegenwärtigt, dass Christen, die dieses Fest aufgrund ihres Glaubens begehen, um ihr Leben fürchten müssen, ist der Mangel der oben genannten österlichen Symbole getrost vernachlässigbar.
Immerhin hat die Polizei bzw. die Antiterrorism Agency 20 Verdächtige festgenommen sowie eine 150 kg schwere Zeitbombe noch rechtzeitig entschärfen können, die dazu bestimmt war, während des Karfreitagsgottesdienstes der "Christ Cathedral Church" zu explodieren und betende Christen in den Tod zu reißen. Es sieht schon unheimlich aus, wenn neben christlichen Kirchen gepanzerte Fahrzeuge stehen und Polizisten in Bereitschaft sind. All dies und noch einiges mehr stößt uns bitter auf, erfüllt uns mit Sorge und Unverständnis zugleich. Dabei fürchten wir nicht etwa um unser eigenes Leben und Angst haben wir auch keine.
In unserer Vorbereitungszeit auf Indonesien wurde uns in Bad Honnef geraten, einen Tapetenwechsel vorzunehmen, wenn man in ein Stimmungstief gerät. Deshalb haben wir das Angebot eines befreundeten Ehepaares ohne zu zögern angenommen, über Ostern in ihrem Haus in Jakarta wohnen zu können, während sie selbst nach Deutschland geflogen sind.
Am Ostersamstag waren wir zum ersten Mal in der internationalen adventistischen Gemeinde in Jakarta und haben dort einen sehr anrührenden Gottesdienst zu Ehren von "Kartini" miterlebt. In ganz Indonesien wurde "Kartini-Day"gefeiert. Raden Adjeng Kartini (1879-1904) war eine sehr bemerkenswerte Frau, die auf dem Gebiet der Mädchenbildung und Emanzipation in Indonesien wertvolle Pionierarbeit geleistet hat.

Dies ist der Wegweiser durch das große STA-Gebäude 
 Auf den Ostersamstagabend haben wir uns schon lange im Voraus gefreut, denn wir hatten rechtzeitig Karten für das "Beethoven Easter Concert 2011" bestellt, das in der riesigen neuen "Aula Simfonia Jakarta" (kein Rechtschreibfehler, die Indonesier haben eine sehr eigenwillige Orthografie, besonders was Fremdwörter betrifft). Besonders Beethovens Oratorium "Christ on the Mount of Olives" war mit dem 90-köpfigen Chor ein Ohrenschmaus. Endlich mal wieder klassische Life-Musik, wir waren ausgehungert danach! Wie ich mich schon wieder auf das Singen in "meiner" Kantorei Herrenhausen in Hannover freue...

Wir haben einen sehr guten Platz genau in der Mitte, wie man sieht
Eine Sehenswürdigkeit ist der alte Hafen "Sunda Kelapa" in Jakarta, den wir besuchten. In diesem Hafen findet man laut Wikipedia die weltweit größte noch existente Flotte von Lastensegelschiffen, die die gesamte südostasiatische Inselwelt mit Waren bereist. Teilweise sehen diese Schiffe schon so alt und heruntergekommen aus, dass man meint, man befände sich auf einem Schiffsfriedhof. Deshalb trauten wir unseren Augen nicht, aber sie wurden alle noch gelöscht und wieder beladen, wie bei uns vor 100 Jahren...

Alte Seefahrerromantik...











Was man so alte Kähne nennt...














Überhaupt existieren in Indonesien modernste Technik und mittelalterliche Praktiken harmonisch nebeneinander. Es ist so widersprüchlich, dieses Land!
Es war unvorstellbar heiß in Jakarta und so haben wir den Pool im Haus unserer Freunde ausgiebig genutzt und genossen! Überhaupt sind wir nur zwischen klimatisiertem Schlafzimmer und ventilierter Terrasse hin und her gependelt, da die Hitze kaum auszuhalten war.
Am Ostermontag sind wir mit neuen Eindrücken und gut erholt in unser geliebtes Cipaku (so heißt der Ortsteil und so nennen wir auch "unser" Haus) hier in Bandung zurückgekehrt.

Freitag, 15. April 2011

Wenn einer eine Reise tut...

...dann kann er was erzähl'n! So hieß eine Vorabendserie im Fernsehen, als ich Kind war. Eigentlich müsste unsere Patricia das jetzt erzählen, denn sie hat diese Reise "getan" - ist aber leider schon wieder abgeflogen. Zweieinhalb wunderbare Wochen haben wir miteinander verbracht, sodass ich mich jetzt erst wieder melde.

Den Auftakt ihres Besuches bildete am 19. März das Gala-Dinner im Hyatt Regency, das von der Bandung International School ausgerichtet wurde mit dem Thema "Mamma Mia", dem Musical von ABBA, das Lehrer- und Elternschaft der Schule mit viel Liebe zum Detail und großartigen Kostümen aus den 70er Jahren bühnenreif aufführten. Endlich bot sich einmal Gelegenheit, sich richtig "aufzubrezeln" und das Tanzbein zu schwingen:



Endlich wieder Familien-Feeling - nur Christian fehlt
 
Unvergesslich - meine Tochter führt!
Ein zweites Highlight während ihres Aufenthaltes war die "After Work Party", zu der wir alle indonesischen Kollegen bzw. Counterparts von Matthias am Freitag, den 25. März in unser Haus eingeladen hatten. Ganz im Gegensatz zu Europa, wo die Bands ihr Repertoire zum besten geben und dafür bewundert und beklatscht werden, muss hier jeder Gast selbst ans Mikrofon, egal ob er singen kann oder nicht. Dafür liegen dicke Songbücher parat, aus denen man sich sein Lieblingslied aussuchen kann. Und dann nichts wie ran ans Mikrofon! Für Patcy und mich kein Problem. Für Matthias, der außerordentlich gut intonieren kann, nur leider immer einen halben Ton zu tief, im Prinzip auch nicht, denn das sorgt für ausgelassene Stimmung bei den Zuhörern und der Applaus ist jedem sicher, ob er nun die Töne trifft oder nicht! Die Asiaten lieben diese Art von Unterhaltung, vor allem in voller Lautstärke! 
Wir begrüßen unsere Gäste



Das Büffet ist eröffnet

Die Stimmung steigt...



...und steigt...

...und hat hier ihren Höhepunkt erreicht!

















In meiner Wandergruppe wurde Patcy sofort herzlich aufgenommen:

14 Personen, 8 Nationalitäten und 1 Hund, der Englisch versteht



Nördlich von Bandung liegen diese wunderschönen Teeplantagen
Leider bekam Patcy zu Beginn der 2. Woche ihres Besuches hohes Fieber. Da sie zuvor von einigen Mücken heimgesucht worden war, lag der Verdacht auf Dengue-Fieber nah und so fuhren wir vorsichtshalber in unser adventistisches Krankenhaus hier in Bandung, das übrigens einen sehr guten Ruf genießt. Die Untersuchung ergab eine Virusinfektion sowie Amöben... Na brrraaavooo! Die Thrombozyten waren Besorgnis erregend niedrig, sodass der Arzt sie gleich da behalten wollte. Nur mit dem Versprechen, absolute Ruhe einzuhalten, entließ er uns. So kam es, dass wir vier Tage hintereinander zum Krankenhaus fuhren zu weiteren Blutuntersuchungen und den Rest auf dem Sofa verbrachten. Wie früher in alten Kinderzeiten, bekam sie etwas von mir vorgelesen, nur diesmal nicht die Geschichten vom Sams oder "Die Kinder von Bullerbü", sondern einen spannenden Thriller, bei dem die Zeit wie im Flug verging. Gott sei's gedankt, waren ihre Blutwerte am Freitag wieder normal und so blieb wenigstens noch dieser Tag, um einige der zahlreichen Outlets nach neuer Garderobe für unsere arme Studentin zu durchstöbern. Mit einem gut gefüllten Koffer ist sie am 5. April wieder nach Deutschland zurück gereist.