Meine Berichte über die Schattenseiten des Paradieses hier in Indonesien entwickeln sich allmählich zu einer "never ending story". Hier ist Folge 3:
Als ich neulich mit unserem Auto und Fahrer in einem noblen Wohnviertel in Jakarta unterwegs war, wurden wir plötzlich von einem Polizisten auf einem Motorrad überholt und gestoppt. Unser Fahrer drehte die Scheibe runter und so viel verstand ich schon von dem, was der Polizist auf Indonesisch sagte, dass unser Fahrer angeblich bei rot über die Ampel gefahren sei. Ich hatte während der Fahrt aus dem Fenster geschaut und konnte das nicht bestätigen. Ich war nur überrascht, denn unser Fahrer fährt sehr sicher und umsichtig. Aber wenn der Polizist das sagte, musste es wohl stimmen. Typisch westliche Denkweise, denn wer kennt ihn nicht, den Slogan "Die Polizei, dein Freund und Helfer"?
Unser Fahrer zeigte dem Polizisten seinen Führerschein und redete sehr beflissen mit ihm, was ich nun nicht mehr verstand. Dann drehte er sich zu mir um, dass ich 50.000 Rupien (ca. 4,20 EUR) geben solle, damit sei der Vorfall beglichen. "Ach, wie schön", dachte ich, "keine großen Umstände!" Im Gegensatz zu Deutschland ist das ja eine milde "Strafe" für das Überfahren einer roten Ampel. Da ich den Betrag nicht passend hatte, reichte ich einen 100.000 Rupien-Schein raus und wartete auf mein Rückgeld. Doch was macht der Polizist? Er schwingt sich auf sein Motorrad und braust davon. Da saß ich mit noch geöffnetem Portemonnaie und noch offenerem Mund und traute meinen Augen nicht.
Wir hatten zwar schon davon gehört, dass die Polizei in diesem Land korrupt sei, aber es so hautnah selbst zu erleben, war dann doch etwas ganz anderes. Es war zwar kein großer Geldbetrag, um den ich "erleichtert" wurde, aber hier ging es doch um's Prinzip. Das ist modernes Raubrittertum. Aber es war eben kein Raubritter, sondern ein POLIZIST! Unglaublich!