Laut - bunt - süß: Das ist Indonesien!

Dienstag, 30. November 2010

Glühwein bei glühenden Temperaturen

Wer glaubt, in den Tropen könne keine Weihnachtsstimmung aufkommen, der irrt! Auf dem Christkindl-Markt im Aryaduta-Hotel in Jakarta weihnachtete es jedenfalls heftig am letzten Sonnabend. "Die Brücke", ein gemeinnütziger Verein deutschsprachiger Frauen und Männer in Indonesien, hatte Großartiges auf die Beine gestellt: Auf einer riesigen Ausstellungsfläche im ganzen ersten Stock dieses Hotels fühlte man sich - fast - wie auf einem Weihnachtsmarkt in Deutschland: Da gab es Stände mit selbst gebastelten Weihnachtsdekorationen, Süßigkeiten aus Deutschland, Glühwein, typisch deutschen Gerichten, hausgemachten Kuchen und Plätzchen und mittendrin gab sich der Nikolaus die Ehre.

Alles ist handgemacht!
Der Christkindl-Markt in Jakarta scheint schon eine bekannte Tradition zu sein, denn als sich um 15.00 Uhr die Türen öffneten, strömten auch schon die Massen herein. Besonders umlagert waren das Kuchenbuffet und der Stand mit den typisch deutschen Gerichten. Die allgegenwärtige Beschallung mit deutschen Weihnachtsliedern, der man quasi nicht entfliehen konnte, rundete das Geschmacksspektrum akustisch ab (na ja, oder auch nicht, die Geschmäcker sind halt verschieden, was Musik betrifft...) Da das Event in geschlossenen Räumen mit gut funktionierender Klimaanlage stattfand, kam - bei mir zumindest - wirklich für ein paar Stunden ein bescheidenes "Weihnachtsgefühl" auf. Außerdem bewirkte die genannte Errungenschaft der Technik, dass zumindest die Kerzen in den Adventsgestecken bei den draußen herrschenden ca. 30-32° C nicht schmolzen... ;-)

Ein solches Event ist für die im Ausland lebenden Deutschen nicht nur ein willkommenes Eintauchen in deutsche Kultur und Tradition, sondern hat immer auch eine soziale Funktion: Man kommt halt nicht nur, um einen Glühwein zu trinken, sondern vor allem, um die Kontakte zu pflegen bzw. weiter zu knüpfen, also Networking zu betreiben. Man vermutet oder weiß, dass dort auch Herr X oder Frau Y anzutreffen sein werden, mit dem/der man immer schon einmal persönlich über ein bestimmtes Anliegen sprechen wollte.

Nur ein kleiner Teil des "Kuchenteams"
Respekt, der Christkindl-Markt ist wirklich professionell organisiert und durchgeführt worden! Der Gesamterlös kommt Sozialprojekten zugute, die "Die Brücke" fördert. Was genau "Die Brücke" alles unterstützt und leistet, steht sehr gut auf ihrer Website http://die-bruecke-jakarta.org beschrieben. Allein das Kuchenbuffet, bei dem ich mithalf, erzielte einen Erlös von 15,5 Mio. Rupien, das sind knapp 1.300 EUR! Also, ich bin schon ein bisschen stolz, seit Anfang November Mitglied dieses Vereins zu sein, der so viel Positives hier in Indonesien bewirkt und damit auch mithelfen zu können, dass das Geld dort hinkommt, wo es am dringendsten gebraucht wird. Aber dennoch hat mir gefehlt, dass leider so gar kein Bezug zur Weihnachtsbotschaft erkennbar war, zu dem, was Weihnachten eigentlich ausmacht, der Menschwerdung Gottes.

Übrigens, die Kerzen auf unserem Adventskranz, den wir auf dem Christkindl-Markt kauften, hielten sich wacker, wie auf dem Foto zu sehen ist, das am 1. Advent in unserem neuen "Zuhause" entstand:

Die erste Kerze brennt in unserem neuen "Zuhause"
Fröhliche Adventszeit allen in nah und fern!


Sonntag, 21. November 2010

Wo ist "zuhause"?

Vom 6. bis 15. November waren Matthias und ich "zuhause" in Hannover und am Wochenende dann noch zwei Tage in Hamburg. Zuhause und doch nicht zuhause. Ist "zuhause" dort, wo man "seine sieben Sachen" hat, wo man beim Einwohneramt gemeldet ist? Ist es die Adresse, die auf der Visitenkarte steht? Dann waren wir nicht zuhause, denn wir haben nicht in unserem Haus im Taunusweg gewohnt, sondern in einem Hotel. Obwohl, natürlich waren wir einmal kurz wirklich in unserem Haus, aber nur besuchsweise, um unsere netten Mieter zu fragen, ob alles okay ist, unsere Katze zu streicheln und den Winterkoffer zu holen, den ich dort deponiert habe, für den Fall, dass wir in der kühlen Jahreszeit nach Hannover kommen, denn nach hierher haben wir natürlich nur die Sommersachen mitgenommen.

Die Woche erforderte ein straffes Zeitmanagement, um alle Termine "unter einen Hut" zu bekommen. Für Matthias war es eine Dienstreise und er war von Montag bis Freitag von morgens bis abends in diversen meetings, workshops und Besprechungen. Darum herum rankten sich zusätzlich Arzt- und Friseurbesuche und die Abende waren "ausgebucht" mit Besuchen bei lieben Freunden. Ich habe die freie Zeit genutzt, um noch zusätzlich Freunde zu treffen, Dinge einzukaufen, die es hier nicht zu kaufen gibt und natürlich, um meine liebe kranke Mutti zu besuchen, die seit einem guten Jahr in einem Heim ganz in der Nähe einer meiner Brüder wohnt. Sie leidet an Alzheimer und ihr Gesundheitszustand verschlechtert sich bedrückend schnell. Meinen Namen wusste sie nicht mehr, erkannte mich aber noch als irgendwie zu ihr zugehörig, jedenfalls strahlte sie, als sie mich sah. Wie wird es beim nächsten Wiedersehen sein?

Höhepunkte unserer "Heim"-Reise waren das Wiedersehen mit unseren Kindern in Hamburg sowie die "Gourmet-Rallye" im Hotel Vierjahreszeiten anlässlich unseres Kennenlernens vor 25 Jahren! Damit haben wir unser "Silberjahr" eingeläutet, das am 3. Mai 2011, unserem 25. Hochzeitstag, seinen Höhepunkt finden wird.

Von Hamburg aus ging es dann mit Emirates zurück nach Jakarta. Diese Airline ist preislich gesehen zurzeit unschlagbar. Wir sind sehr gern wieder zurückgeflogen.

Nun sind wir vom kalten Regen wieder zurück in den warmen Regen gekommen, zurück in unser neues Domizil in Bandung auf Java, in unser neues "Zuhause". Wir haben uns lange gescheut, diesen Begriff zu verwenden, gibt es doch nur ein "Zuhause". Wirklich?

Die "Amts-Gourmet-Truppe"


Bei guten Freunden


Mit unseren Kindern und ihren Freunden


Wiedersehen nach langer Zeit mit Hans


Donnerstag, 4. November 2010

Über Leid und Freud

Die Berichte über die beiden Naturkatastrophen hier in Indonesien füllen die Tageszeitungen. Rund 69.000 Menschen sind aus der Region des Merapi evakuiert worden und wissen nicht, ob und wann sie in ihre Häuser zurück kehren können, da der Vulkan weiterhin aktiv ist. 39 Todesopfer haben die Eruptionen bisher gefordert. Auch auf den Mentawai-Inseln, einem ehemaligen Surfer-Paradies, ist das Leid groß. Die Toten (431 bisher und 88 Menschen werden noch vermisst) werden in Massengräbern beigesetzt. Ganze Dörfer sind im wahrsten Sinne des Wortes vom Tsunami weggespült worden. Rund 23.000 Menschen haben durch die Flutwelle ihr Zuhause verloren. Das schnürt einem das Herz zusammen.

Immer liegen Leid und Freud eng bei einander. Das Leben geht weiter - und das ist gut so. Zu den erfreulichen Dingen des Lebens gehört das Hochzeitfeiern. Und genau dazu waren wir kürzlich eingeladen. Schon im Voraus erfuhren wir, dass über 1.000 Gäste geladen sind. Wir waren gespannt.

Wir gingen davon aus, dass diese Feier in einem überdimensional großen Saal stattfinden würde bei einer derart großen Personenzahl. Zu unserer Verwunderung aber war das Gebäude "total normal". Wie sollte es 1.000 Personen fassen?

Die Auflösung des Rätsels erfuhren wir, als wir eintraten: Gleich im Eingangsbereich auf einer Art prunkvoll geschmücktem Podium posierte das Brautpaar, so herrlich anzuschauen, wie aus 1001 Nacht! Brautkleid und Anzug des Bräutigams, Kopfbedeckungen, Accessoires, das Make-up der Braut, so etwas von reich geschmückt und glamourös! Das Brautpaar macht eigentlich nichts weiter, als dort zu stehen und sich ablichten zu lassen und zwar nacheinander mit allen Gästen.



Ist sie nicht süß?

Das Brautpaar

Nachdem man dem Brautpaar gratuliert und sein Geschenk in Form eines Briefumschlages mit knisterndem Inhalt übergeben hat (das war so erwünscht), begibt man sich in das Innere des Gebäudes, wo in der Mitte ein Büffet aufgebaut ist, um das herum sich Sitzreihen gruppieren. Wohl gemerkt, Sitzreihen, es gibt keine festlich gedeckte Tafel. Nachdem man sich am Büffet bedient hat, geht man wieder. Auf diese Weise gibt es ein ständiges Kommen und Gehen und im Laufe des Tages können so gut und gerne 1.000 Personen "durchgeschleust" werden. Andere Länder - andere Sitten!


Hier wird das Hochzeitsmahl verspeist