Laut - bunt - süß: Das ist Indonesien!

Montag, 27. September 2010

Der Regen nimmt kein Ende

In der letzen Woche ist unsere Patcy nach Deutschland zurückgeflogen. Vier intensive, wunderschöne Wochen haben wir miteinander verbracht. Davon war sie eine Woche lang allein in Bali unterwegs. Bevor sich unsere Wege am Flughafen für längere Zeit trennten, haben wir noch drei sehr schöne "Mutter-Tochter-Tage" in Jakarta verbracht.

Jakarta ist mit seinen über 8 Millionen Einwohnern ein Riesenmoloch. Bisher habe ich noch keine schönen Ecken kennengelernt, obwohl es die geben soll, wie Insider berichteten. Na ja, ich habe in den kommenden drei Jahren noch Zeit genug, diese zu suchen. Außer den riesigen Malls, von denen die "Grand Indonesia" alles bisher Gesehene in den Schatten stellt, haben wir uns "Taman Mini Indonesia Indah" angesehen, was wir allen Jakarta-Besuchern empfehlen können. Auf einem riesigen Gelände sind die typischen Häuser, die es auf diesem weltgrößten Inselstaat gibt, naturgetreu aufgebaut. In Deutschland würde man "Museumsdorf" dazu sagen, wobei der deutsche Ausdruck der Größe dieses Ausflugszieles in keinster Weise gerecht wird. Im Zentrum dieser Anlage befindet sich ein See mit kleinen Mini-Inseln darin, die genau das indonesische Archipel abbilden.

Alle Aufenthalte im Freien sollte man hier zzt. auf die Vormittagsstunden verlegen, da "El Nino" Südost-Asien derart im Griff hat, dass sich die Wassermassen wolkenbruchartig am Nachmittag entladen und dabei ganze Stadtteile in Jakarta zum Beispiel unter Wasser setzen. In Bandung ist es etwas anders, da es hier ja sehr hügelig ist und man entweder rauf oder runter fährt. Da kommt man sich dann auf den Straßen so ähnlich wie beim "Wild-Water-Rafting" vor: Nicht allein die Regenmassen ergießen sich "stromabwärts", nein die Abwasserkanäle sprudeln über und treiben jede Menge Abfälle mit sich. Und durch diese braune Brühe fahren dann die unzähligen Mopedfahrer mit ihren Flip-Flops an den Füßen...

Aber in Deutschland soll es ja, was die Regenintensität und -häufigkeit betrifft, auch ganz schön nass sein. Trotzdem wäre ich am liebsten mit Patcy mitgeflogen...

So baut man in Sulawesi



Ein Teil des indones. Archipels - aus einer Gondel fotografiert

Freitag, 17. September 2010

Erlebnis-Shopping bis zum Umfallen

Bandung ist weltweit das Zentrum der Textilindustrie. Ein FO (Fachjargon für Factory Outlet) liegt neben dem anderen - und das ganze Straßen entlang. Wer sich neu und supergünstig einkleiden möchte, der sollte mit einem großen leeren Koffer hier herkommen. So wie unsere Patcy. Eine Woche lang klapperten wir verschiedene Outlets ab mit dem Resultat, dass sie sich noch einen Koffer dazu kaufen musste, um überhaupt alles mitzubekommen.

Ob Alltag oder Wochenende, es spielt keine Rolle, die Geschäfte sind hier immer geöffnet. Am Wochenende wird das übliche Chaos noch größer, da halb Jakarta dann in Bandung einfällt und sich auf die zahlreichen Outlets verteilt. Es ist gar kein Problem, in diesen Outlets ganze Tage zu verbringen, denn immer gibt es mindestens ein Restaurant und auch einen großen Spielbereich für die lieben Kleinen.

Heute war ich in der Bandung Super Mall. Wie der Name schon andeutet, es gibt keine größere hier weit und breit. Edelste Boutiquen und Markennamen sind vertreten. Aber was mich am meisten beeindruckte war, was man da alles für die Kinder auf die Beine gestellt hat: Ein ganzer Jahrmarkt war in der obersten Etage aufgebaut mit Riesenrad (mindestens 10 m hoch), großer Achterbahn, mehreren Karusells, Auto-Scooter, Bootfahren usw. Also weder in Deutschland noch sonst irgendwo habe ich so etwas je gesehen. Wenn das kein Erlebnis-Shopping ist!

Sonntag, 12. September 2010

Gottesanbetung - Wie unterschiedlich sie sein kann

Wir gehören in Hannover einer der anziehendsten Adventgemeinden an, die man sich nur wünschen kann: www.adventgemeinde-hannover-mitte.de  Es ist nicht nur unsere Gewohnheit, sondern auch unser Bedürfnis, am Samstag in den Gottesdienst zu gehen. 

Erste Zeile: "Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten"
Wir sind als Freikirche weltweit organisiert und so gibt es auch hier in der West Indonesia Union Mission über 95.000 Glaubensgeschwister in insgesamt 678 Adventgemeinden. Aber, das hatten wir schon im Voraus erfahren, die Gottesdienste in Bandung finden alle in der Landessprache Bahasa Indonesia statt, das heißt, es gibt normalerweise keine Übersetzung ins Englische.

Der Weg zur Campus-Kirche
Aber so ganz ohne Gottesdienst leben? Wenn es irgendwo ausländische Glaubensgeschwister gibt und somit Aussicht auf Übersetzung des Gottesdienstes ins Englische besteht, so sicherlich in unserer Adventistischen Universität, die hier in Bandung beheimatet ist, sagten wir uns und fuhren einfach hin. Und tatsächlich! Allein das Ankommen dort war so ähnlich wie "nach Hause kommen": Schon auf dem Weg zur Campus-Kirche schüttelte uns jeder die Hand mit einem freundlichen "Selamat Sabbat!" Es war ein wunderschönes Gefühl, in dieser so ganz islamisch geprägten Welt wieder unter Glaubensgeschwistern zu sein.

Der ganze Campus ist schön angelegt
Wir wurden gleich zur English Sabbath-School-Class geleitet und erfuhren erst nach dem Gottesdienst, dass diese Einrichtung sowie auch die Übersetzung der Predigt erst seit ganz kurzem als Novum bestehen und auch beibehalten werden sollen. Bei einer Einladung zum Mittagessen bei einem Dozenten-Ehepaar schlossen wir schon erste, sehr nette Kontakte. Also wird das doch unsere zukünftige Gemeinde sein, da brauchen wir erst gar nicht mehr lange zu suchen!





Wie ganz anders Menschen ihre Gottesanbetung gestalten, erfuhren wir in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, dem Beginn von Idul Fitri, das an diesem Wochenende in Indonesien gefeiert wird, dem Ende des Fastenmonats Ramadan. Idul Fitri gilt hier als das höchste islamische Fest, an dem alle Urlaub haben und sich auf den Weg zu ihren Familien begeben. Das heißt das Verkehrschaos auf den Straßen ist komplett!

Ich beschrieb ja schon in meinem Bericht vom 6. September, dass sich der Gesang der Muezzine aus den umliegenden Moscheen bei uns ziemlich mischt. Aber das ist ja noch harmlos im Gegensatz zu den Klängen, die während der ganzen Nacht (!) aus unzähligen Lautsprechern erklangen. Die ganze Stadt war erfüllt davon. Zwischendurch wurden Leucht- und Knallkörper gezündet. Es war wie Weihnachten und Silvester gleichzeitig!

Dienstag, 7. September 2010

Erste Ausflüge in die Umgebung

Interessanter wird es, wenn man Bandung verlässt. Unsere Australien erprobte Tochter hat dank des Lonely Planet-Indonesia drei Touren ausgearbeitet, die wir an drei aufeinanderfolgenden Tagen absolvierten. Die erste führte uns zu den heißen Quellen nach Maribaya, wo es außerdem einen Wasserfall zu bewundern gibt. Zu Fuß sind wir von dort dem Flusstal folgend durch den tropischen Regenwald sechs Kilometer zum nächsten Ort Dago gewandert (nein, ohne Machete, die Wege waren befestigt und gut ausgeschildert), wo uns unser Fahrer schon erwartete.

Die zweite Tour ging in das nur ca. 30 km südlich von Bandung gelegene Ciwidey. Wir dachten, dass wir mit dem Auto in einer halben Stunde dort wären, brauchten tatsächlich aber geschlagene zweieinhalb Stunden! Allein daran wird schon deutlich, wie hier die Verkehrsverhältnisse sind... Staus ohne Ende!
Türkisblaues Wasser im Kawah Putih

Das kleine Ciwidey ist für seinen Erdbeeranbau bekannt. Von dort geht die Fahrt nach Kawah Putih, einem Vulkankrater mit einem wunderschön türkisblauen See, aber mit intensiven Geruchserlebnissen schwefelhaltiger Art. Wirklich wunderschön sind die Teeplantagen (Malabar Tea Estate) in dieser eigenwilligen Hügellandschaft, wenn man zu dem kleinen Ort Situ Patengan weiterfährt.
Der erloschene Vulkan Kawah Ratu
Die dritte Tour war die bisher schönste und beeindruckendste: Zu dem nördlich von Bandung gelegenen Gebirgsmassiv Tangkuban Prahu (2076 m), wo wir am Kraterrand des erloschenen Vulkans Kawah Ratu sowie des noch aktiven und giftige Schwefelwolken spukenden Vulkans Kawah Upas, der zuletzt 1969 ausgebrochen ist, entlang wanderten.

Unsere Eier werden gekocht - Kawah Domas
Der Zugang zum nächsten aktiven Vulkan Kawah Domas war nur mit guide erlaubt. Allein die Wanderung dorthin durch den Regenwald war schon ein Erlebnis für sich. Und dann standen wir plötzlich mitten in dieser Mondlandschaft, umgeben von dampfenden und teilweise brodelnden heißen vulkanischen Quellen, konnten unsere Füße im heißen Wasser baden und zuschauen, wie vor unseren Augen Eier im sprudelnden Wasser gekocht wurden, die wir anschließend verzehrten. Krönender und wohltuender Abschluss dieser Wanderung war die Fußmassage, die uns unser guide mit vulkanischem Schlamm verpasste:
So sahen wir nach der Fußmassage aus...

Montag, 6. September 2010

Erste Erkundungen

Wenige Tage nach meinem Eintreffen hier in Bandung wurde auch unsere Patcy hier "eingeflogen". Große Wiedersehensfreude und endlich wieder Familienfeeling! Sie verbringt einen Teil ihrer Semesterferien bis Ende September bei uns und hat sich entsprechend mit Arbeitsmaterial eingedeckt, um auch hier etwas "für die Uni zu tun". Christian wird leider erst im nächsten Jahr kommen können, sonst wären wir komplett!

So haben wir zu dritt angefangen, die nähere Umgebung zu erkunden. Los ging es mit Spaziergängen in unserer Wohngegend. Wie man auf dem Foto ja sieht, ist die Gegend sehr hügelig, man geht also meistens entweder rauf oder runter. In wenigen Schritten hat man die bebaute Gegend verlassen und befindet sich in der schönsten üppig grünen Natur: Bananenstauden, Palmen, Mimosen, Bougainvillea und viele andere tropische Gewächse säumen den Straßenrand. In Serpentinen schlängelt sich der Schotterweg durch Reisfelder, die in Terrassen angelegt sind, zur nächsten Siedlung bergauf. Fast alle, die uns entgegen kommen, lächeln uns freundlich an. Wie aufmerksam und wohlwollend man hier als Ausländer zur Kenntnis genommen wird!

Zu bestimmten Zeiten, stimmen die Muezzine ihren für unsere Ohren gewöhnungsbedürftigen "Gesang" an, mit Lautsprechern verstärkt! Da es mehrere Moscheen in unserer Nachbarschaft gibt, vermischen sich die Gesänge miteinander und kommen als nervendes Tonkonglomerat bei uns an. Besonders erfreulich ist das, wenn die ersten Muezzine frühmorgens um 4:30 Uhr anfangen, ihren Dienst zu verrichten, wenn man gern noch eine Mütze voll Schlaf nehmen möchte... Es ist aber erstaunlich, wie schnell man sich an diese fremdartigen Klänge gewöhnt!

Seitdem wir unser Auto haben, werden die Erkundungskreise immer größer. Zunächst bin ich noch gefahren, auch in die Stadt hinein, aber wie schon beschrieben, es ist mir einfach zu riskant.

Die ersten Eindrücke von Bandung sind natürlich geprägt von den elenden Staus, in denen man viel Zeit verbringt und an den Kreuzungen von Straßenkindern, Krüppeln, Musikanten und Verkäufern angebettelt wird. Die Holländer haben ihre Spuren deutlich hinterlassen durch herrliche Gebäude in kolonialer Bauweise (Art Deco-Stil) sowie wunderschöne Alleen. Man gewinnt jedoch den Eindruck, dass diese schöne Bausubstanz nicht mehr in dem Maße gepflegt und unterhalten wird, wie es die Holländer bis 1949 taten, dem Jahr, in dem die Holländer Indonesien endgültig verließen.

Sonntag, 5. September 2010

Erste Eindrücke

Nun bin ich schon fast zwei Wochen hier und kann es immer noch nicht richtig fassen, dass es KEIN Urlaub ist, den ich hier verbringe. Es ist wirklich und wahrhaftig mein neues Lebensumfeld in den kommenden drei Jahren!

Unser Haus, in dem wir zur Miete wohnen, ganz am nördlichen Stadtrand Bandungs in Hanglage gelegen, ist wunderschön. Der freie, unverbaute Ausblick, den wir in ein grünes Tal und auf gegenüber liegende Hügel genießen, begeistert uns immer wieder.

Zu unserem Haushalt gehören drei Angestellte: Eine Haushälterin (Ibu Yayah), ein Fahrer und ein Nachtwächter. Zuerst konnte ich mir ein ungezwungenes Leben mit Hausangestellten überhaupt nicht vorstellen und - zugegeben - es fällt mir immer noch nicht leicht, mich aus allen Haushaltstätigkeiten heraus zu halten und unserer Ibu Yayah alles zu überlassen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Sie ist eine Seele von Mensch und versucht, uns jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Es ist hier einfach üblich, Hausangestellte zu haben. Wir tragen dadurch dazu bei, neue Arbeitsplätze zu schaffen, die hier dringend benötigt werden. Da diese Gesellschaft - wie in ganz Südost-Asien überhaupt - streng hierarchisch aufgebaut ist, übernehmen wir als Arbeitgeber zugleich Verantwortung nicht nur für die Hausangestellten selbst, sondern auch für deren Familien.

Dann ist da unser "Nachtwächter", den man hier unbedingt haben sollte, wie man uns mehrfach versicherte. Ein netter, junger Mann, der aber so gar nicht seiner Berufsbezeichnung Ehre macht: Wir haben ihn mehrfach tief schlafend angetroffen...

Seit dem 1. September haben wir zudem noch einen Fahrer eingestellt. Es musste sein! Man kann sich den Verkehr hier nicht vorstellen. Der absolute Waaahnsinn! Der Ausdruck "Autoscooter-Fahren" - nur ohne Zusammenstoß - trifft es am besten. Hier scheinen keine Regeln zu gelten. Das Verwunderliche ist, trotz des absoluten Chaos' auf den Straßen funktioniert der Verkehr - wenn man nicht grad in einem der zahlreichen Staus steht. Jeder fährt dort hin, wo sich eine Lücke auftut. Unzählige Motorräder quetschen sich an den Kreuzungen zwischen den wartenden Autoschlangen hindurch oder überholen im fließenden Verkehr von links und rechts. Sobald sich eine Möglichkeit bietet, wird beim Überholen auch gern die Gegenfahrbahn in Anspruch genommen, bis dann in allerletzter Sekunde doch noch eingelenkt und der Zusammenstoß vermieden wird.

Als wir am 26. August unser Auto abholten - einen Toyota Rush, Typ Edeljeep, den es nicht in Europa zu kaufen gibt - überlegten wir noch, ob wir wirklich einen Fahrer brauchen. Schließlich fahre ich gern Auto und den Linksverkehr kenne ich schon von England und Thailand, wo er mir überhaupt keine Schwierigkeiten bereitete. Aber hier war ich nach wenigen Kilometern fast einem Nervenzusammenbruch nahe! Man bedenke, dass bei einem Zusammenstoß mit einem Moped immer der Autofahrer Schuld hat. Außerdem sitzt auf einem Moped selten nur eine Person, oft eine ganze Familie einschließlich Baby - und wenn's geht, der Hund auch noch.