Laut - bunt - süß: Das ist Indonesien!

Freitag, 24. Dezember 2010

Selamat Hari Natal!

Das heisst “Gesegnete Weihnachten” auf Bahasa Indonesia. In den Geschaeften und Einkaufszentren ist alles kitschig schoen weihnachtlich geschmueckt, es glitzert und blinkt in allen Farben. Und das in einem moslemischen Land. Es ist wohl suedostasiatische Mentalitaet, dass ALLES gefeiert wird, auch wenn einem die urspruengliche Bedeutung dieses christlichen Festes gar nicht bekannt ist. Das kennen wir schon von Thailand.

Mit diesem Foto, das heute Vormittag entstand und zeigt, wie wir hier Weihnachten feiern, verabschiede ich mich fuer dieses Jahr von meinen Lesern und wuensche allen ein friedvolles Fest. Gottes Segen die Fuelle fuer das Neue Jahr, auf Indonesisch: “Selamat Tahun Baru!”

Friede auf Erden unter Polizeischutz

Die Islamisierung in diesem Land schreitet beunruhigend schnell voran. Mit Besorgnis verfolgen wir die Zeitungsberichte, die von Angriffen auf Christen berichten. So hat im September der taetliche Angriff auf Vorstandsmitglieder einer christlichen Kirche in Bekasi, in der Naehe von Jakarta, fuer Schlagzeilen gesorgt und am vorletzten Sonntag sind in Bandung waehrend eines christlichen Gottesdienstes islamistische Hardliner eingedrungen, um ihn aufzuloesen und die Gottesdienstbesucher nach Hause zu schicken.

Als Grund fuer den Angriff in Bekasi werden baugenehmigungsrechtliche Unkorrektheiten angefuehrt und in Bandung fand der Gottesdienst in privaten Raeumen statt, was in Indonesien nicht erlaubt ist.

Trotzdem ist das kein Grund, gegen die christlichen Minderheiten dermassen aggressiv vorzugehen. Viele Muslime aeussern sich in den Leserbriefen zutiefst empoert und besorgt ueber diese wachsende Intoleranz im Lande. Besonders beunruhigend ist die Tatsache, dass diese Ausschreitungen gegen Christen von den staatlichen Autoritaeten, der Polizei bis hin zum Staatspraesidenten geduldet werden. Wie die “Jakarta Post” schreibt, sind sie entweder machtlos gegen die Hardliner oder – schlimmer noch – sogar mit ihnen verbuendet.

Weiter ist in der “Jakarta Post” zu lesen, dass der Anfuehrer der “Islam Defenders Front”, die hinter den beschriebenen Ausschreitungen steht, dem Polizeipraesidenten von Jakarta seine “Hilfe” angeboten hat, um die Weihnachtsgottesdienste der Christen zu “schuetzen”. Er betont zwar, dass die Christen das Recht haetten, Weihnachten zu feiern und man das respektieren muesse, aber im naechsten Atemzug: “...but Christians should not provoke us”. Es hoert sich an, als wolle der Wolf selbst die Schafe hueten, darauf lauernd, welches Verhalten ihn zum erneuten Angriff “berechtigt”. Leider sind wir vom “Frieden auf Erden” noch weit entfernt!

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Surprise, surprise!

Wenn wir in Jakarta sind, übernachten wir meistens im Hotel Mandarin Oriental. Es liegt sehr schön zentral, direkt an der "Big Fountain" in der Jalan Thamrin, einer der Hauptstraßen, an der auch die Deutsche Botschaft liegt sowie das GTZ-Büro.

Da ist man sooo weit weg von Deutschland, ahnt nichts Schlimmes und will abends in eines der hoteleigenen Restaurants namens "Lyon" essen gehen. Wie der Name schon vermuten lässt, ein französisches Restaurant. Wir stehen also noch am Eingang und studieren die Menuekarte, als wir auch schon, wie es in Südostasien üblich ist, vom Ober (einem Westler) mit einem freundlichen "Bonsoir!" angesprochen werden. Das veranlasst uns natürlich zu der Annahme, dass der Ober Franzose ist - und meine Vorfreude auf einen netten Plausch in französischer Sprache wächst: "Ah, vous êtes Francais!" "Non, pas vraiment, je suis Allemand", entgegnet darauf der Ober. "Na, dann können wir ja auch auf Deutsch miteinander reden", entgegnete ich, und schon ließen wir uns von ihm an einen schönen Tisch führen.

Das Restaurant war sehr gut besetzt und der Ober, genauer gesagt der Restaurantchef, wie sich im Laufe des Abends heraus stellte, hatte viel zu tun. Aber zwischendurch ergaben sich natürlich immer ein paar nette Worte. Ganz zum Schluss erwähnten wir beiläufig, dass wir aus Hannover kommen. Darauf der Ober: "Ach nee - und ich aus Wettbergen!" Wie klein die Welt doch ist!

Dienstag, 7. Dezember 2010

Wozu Networking alles gut ist

Es ist natürlich immer gut, wenn es einem gut geht. Gesundheitlich meine ich. Was aber, wenn man dann doch mal einen Arzt braucht, aber so völlig neu ist in dieser Stadt? Krankenhäuser gibt es einige hier und auch Hinweisschilder von Arztpraxen habe ich schon viele gesehen. Aber was man so von anderen "Expats" hört, ist, dass viele indonesische Ärzte kein Englisch sprechen und die hygienischen Verhältnisse eher zu wünschen übrig lassen. Deshalb fliegen viele "Expats" bei gesundheitlichen Problemen nach Singapur, was von Bandung aus überhaupt kein Problem ist.

Mich störte seit geraumer Zeit eine Schwellung auf dem Augenlid, die zwar nicht schmerzte, aber auch nicht von allein wieder zurück ging. Deswegen nach Singapur zu fliegen, erschien mir ein bisschen zu viel des Guten. Aber wie findet man einen wirklich guten, nach westlichen Maßstäben ausgebildeten, vertrauenswürdigen, Englisch sprechenden Augenarzt in einem Land, dessen Sprache man noch nicht gut beherrscht?

Die Vorteile der modernen Kommunikation machten's möglich: Meine E-Mail an die "Expat-Verteilerliste", der wir ja mittlerweile auch angehören (siehe meinen Bericht vom 19. Oktober), löste große Resonanz aus und ich bekam viele gute Tipps, aber auch Hinweise, wo man besser NICHT hingeht. Der Bericht eines deutschen Landsmannes, der sich hier einer Grauen Star-Operation unterziehen musste und nur allerbeste Erfahrungen gemacht hatte, überzeugte mich dann vollends, ins "Bandung Eye Center" zu gehen. Klein, aber fein! Von außen ein eher kleines, unscheinbares Gebäude, aber von innen supermodern und blitzsauber. Eine hervorragend organisierte Voruntersuchung und keine lange Wartezeit. Eine junge, kompetente Augenärztin unternahm sofort einen kleinen "operativen Eingriff". Danach sah ich erst einmal einige Tage wie "Draculette" aus und deshalb verzichte ich auch an dieser Stelle auf Fotos ;-) Aber nach etwas mehr als einer Woche war nichts mehr zu sehen, alles bestens verheilt.

Meine positiven Erfahrungen habe ich dann wiederum per Networking den "Expats" mitgeteilt - so hilft man sich hier gegenseitig.

Dienstag, 30. November 2010

Glühwein bei glühenden Temperaturen

Wer glaubt, in den Tropen könne keine Weihnachtsstimmung aufkommen, der irrt! Auf dem Christkindl-Markt im Aryaduta-Hotel in Jakarta weihnachtete es jedenfalls heftig am letzten Sonnabend. "Die Brücke", ein gemeinnütziger Verein deutschsprachiger Frauen und Männer in Indonesien, hatte Großartiges auf die Beine gestellt: Auf einer riesigen Ausstellungsfläche im ganzen ersten Stock dieses Hotels fühlte man sich - fast - wie auf einem Weihnachtsmarkt in Deutschland: Da gab es Stände mit selbst gebastelten Weihnachtsdekorationen, Süßigkeiten aus Deutschland, Glühwein, typisch deutschen Gerichten, hausgemachten Kuchen und Plätzchen und mittendrin gab sich der Nikolaus die Ehre.

Alles ist handgemacht!
Der Christkindl-Markt in Jakarta scheint schon eine bekannte Tradition zu sein, denn als sich um 15.00 Uhr die Türen öffneten, strömten auch schon die Massen herein. Besonders umlagert waren das Kuchenbuffet und der Stand mit den typisch deutschen Gerichten. Die allgegenwärtige Beschallung mit deutschen Weihnachtsliedern, der man quasi nicht entfliehen konnte, rundete das Geschmacksspektrum akustisch ab (na ja, oder auch nicht, die Geschmäcker sind halt verschieden, was Musik betrifft...) Da das Event in geschlossenen Räumen mit gut funktionierender Klimaanlage stattfand, kam - bei mir zumindest - wirklich für ein paar Stunden ein bescheidenes "Weihnachtsgefühl" auf. Außerdem bewirkte die genannte Errungenschaft der Technik, dass zumindest die Kerzen in den Adventsgestecken bei den draußen herrschenden ca. 30-32° C nicht schmolzen... ;-)

Ein solches Event ist für die im Ausland lebenden Deutschen nicht nur ein willkommenes Eintauchen in deutsche Kultur und Tradition, sondern hat immer auch eine soziale Funktion: Man kommt halt nicht nur, um einen Glühwein zu trinken, sondern vor allem, um die Kontakte zu pflegen bzw. weiter zu knüpfen, also Networking zu betreiben. Man vermutet oder weiß, dass dort auch Herr X oder Frau Y anzutreffen sein werden, mit dem/der man immer schon einmal persönlich über ein bestimmtes Anliegen sprechen wollte.

Nur ein kleiner Teil des "Kuchenteams"
Respekt, der Christkindl-Markt ist wirklich professionell organisiert und durchgeführt worden! Der Gesamterlös kommt Sozialprojekten zugute, die "Die Brücke" fördert. Was genau "Die Brücke" alles unterstützt und leistet, steht sehr gut auf ihrer Website http://die-bruecke-jakarta.org beschrieben. Allein das Kuchenbuffet, bei dem ich mithalf, erzielte einen Erlös von 15,5 Mio. Rupien, das sind knapp 1.300 EUR! Also, ich bin schon ein bisschen stolz, seit Anfang November Mitglied dieses Vereins zu sein, der so viel Positives hier in Indonesien bewirkt und damit auch mithelfen zu können, dass das Geld dort hinkommt, wo es am dringendsten gebraucht wird. Aber dennoch hat mir gefehlt, dass leider so gar kein Bezug zur Weihnachtsbotschaft erkennbar war, zu dem, was Weihnachten eigentlich ausmacht, der Menschwerdung Gottes.

Übrigens, die Kerzen auf unserem Adventskranz, den wir auf dem Christkindl-Markt kauften, hielten sich wacker, wie auf dem Foto zu sehen ist, das am 1. Advent in unserem neuen "Zuhause" entstand:

Die erste Kerze brennt in unserem neuen "Zuhause"
Fröhliche Adventszeit allen in nah und fern!


Sonntag, 21. November 2010

Wo ist "zuhause"?

Vom 6. bis 15. November waren Matthias und ich "zuhause" in Hannover und am Wochenende dann noch zwei Tage in Hamburg. Zuhause und doch nicht zuhause. Ist "zuhause" dort, wo man "seine sieben Sachen" hat, wo man beim Einwohneramt gemeldet ist? Ist es die Adresse, die auf der Visitenkarte steht? Dann waren wir nicht zuhause, denn wir haben nicht in unserem Haus im Taunusweg gewohnt, sondern in einem Hotel. Obwohl, natürlich waren wir einmal kurz wirklich in unserem Haus, aber nur besuchsweise, um unsere netten Mieter zu fragen, ob alles okay ist, unsere Katze zu streicheln und den Winterkoffer zu holen, den ich dort deponiert habe, für den Fall, dass wir in der kühlen Jahreszeit nach Hannover kommen, denn nach hierher haben wir natürlich nur die Sommersachen mitgenommen.

Die Woche erforderte ein straffes Zeitmanagement, um alle Termine "unter einen Hut" zu bekommen. Für Matthias war es eine Dienstreise und er war von Montag bis Freitag von morgens bis abends in diversen meetings, workshops und Besprechungen. Darum herum rankten sich zusätzlich Arzt- und Friseurbesuche und die Abende waren "ausgebucht" mit Besuchen bei lieben Freunden. Ich habe die freie Zeit genutzt, um noch zusätzlich Freunde zu treffen, Dinge einzukaufen, die es hier nicht zu kaufen gibt und natürlich, um meine liebe kranke Mutti zu besuchen, die seit einem guten Jahr in einem Heim ganz in der Nähe einer meiner Brüder wohnt. Sie leidet an Alzheimer und ihr Gesundheitszustand verschlechtert sich bedrückend schnell. Meinen Namen wusste sie nicht mehr, erkannte mich aber noch als irgendwie zu ihr zugehörig, jedenfalls strahlte sie, als sie mich sah. Wie wird es beim nächsten Wiedersehen sein?

Höhepunkte unserer "Heim"-Reise waren das Wiedersehen mit unseren Kindern in Hamburg sowie die "Gourmet-Rallye" im Hotel Vierjahreszeiten anlässlich unseres Kennenlernens vor 25 Jahren! Damit haben wir unser "Silberjahr" eingeläutet, das am 3. Mai 2011, unserem 25. Hochzeitstag, seinen Höhepunkt finden wird.

Von Hamburg aus ging es dann mit Emirates zurück nach Jakarta. Diese Airline ist preislich gesehen zurzeit unschlagbar. Wir sind sehr gern wieder zurückgeflogen.

Nun sind wir vom kalten Regen wieder zurück in den warmen Regen gekommen, zurück in unser neues Domizil in Bandung auf Java, in unser neues "Zuhause". Wir haben uns lange gescheut, diesen Begriff zu verwenden, gibt es doch nur ein "Zuhause". Wirklich?

Die "Amts-Gourmet-Truppe"


Bei guten Freunden


Mit unseren Kindern und ihren Freunden


Wiedersehen nach langer Zeit mit Hans


Donnerstag, 4. November 2010

Über Leid und Freud

Die Berichte über die beiden Naturkatastrophen hier in Indonesien füllen die Tageszeitungen. Rund 69.000 Menschen sind aus der Region des Merapi evakuiert worden und wissen nicht, ob und wann sie in ihre Häuser zurück kehren können, da der Vulkan weiterhin aktiv ist. 39 Todesopfer haben die Eruptionen bisher gefordert. Auch auf den Mentawai-Inseln, einem ehemaligen Surfer-Paradies, ist das Leid groß. Die Toten (431 bisher und 88 Menschen werden noch vermisst) werden in Massengräbern beigesetzt. Ganze Dörfer sind im wahrsten Sinne des Wortes vom Tsunami weggespült worden. Rund 23.000 Menschen haben durch die Flutwelle ihr Zuhause verloren. Das schnürt einem das Herz zusammen.

Immer liegen Leid und Freud eng bei einander. Das Leben geht weiter - und das ist gut so. Zu den erfreulichen Dingen des Lebens gehört das Hochzeitfeiern. Und genau dazu waren wir kürzlich eingeladen. Schon im Voraus erfuhren wir, dass über 1.000 Gäste geladen sind. Wir waren gespannt.

Wir gingen davon aus, dass diese Feier in einem überdimensional großen Saal stattfinden würde bei einer derart großen Personenzahl. Zu unserer Verwunderung aber war das Gebäude "total normal". Wie sollte es 1.000 Personen fassen?

Die Auflösung des Rätsels erfuhren wir, als wir eintraten: Gleich im Eingangsbereich auf einer Art prunkvoll geschmücktem Podium posierte das Brautpaar, so herrlich anzuschauen, wie aus 1001 Nacht! Brautkleid und Anzug des Bräutigams, Kopfbedeckungen, Accessoires, das Make-up der Braut, so etwas von reich geschmückt und glamourös! Das Brautpaar macht eigentlich nichts weiter, als dort zu stehen und sich ablichten zu lassen und zwar nacheinander mit allen Gästen.



Ist sie nicht süß?

Das Brautpaar

Nachdem man dem Brautpaar gratuliert und sein Geschenk in Form eines Briefumschlages mit knisterndem Inhalt übergeben hat (das war so erwünscht), begibt man sich in das Innere des Gebäudes, wo in der Mitte ein Büffet aufgebaut ist, um das herum sich Sitzreihen gruppieren. Wohl gemerkt, Sitzreihen, es gibt keine festlich gedeckte Tafel. Nachdem man sich am Büffet bedient hat, geht man wieder. Auf diese Weise gibt es ein ständiges Kommen und Gehen und im Laufe des Tages können so gut und gerne 1.000 Personen "durchgeschleust" werden. Andere Länder - andere Sitten!


Hier wird das Hochzeitsmahl verspeist


Donnerstag, 28. Oktober 2010

"Pray for Indonesia"

So titelte heute "The Jakarta Post" auf Seite 21 mit erschütternden Bildern vom Ausbruch des Vulkans "Merapi" hier auf der Insel Java. Und auf Seite 1 sind die Verwüstungen zu sehen, die der 3-8 Meter hohe Tsunami auf den "Mentawai Islands" westlich von Sumatra verursachte. Die Zahl der Toten beim Vulkanausbruch wird heute mit 31 angegeben, diejenige bei den Tsunami-Opfern mit über 300, aber die Zahlen schwanken sogar innerhalb desselben Berichts. Die Bilder und Informationen gehen natürlich um die Welt und ich berichte hier sicherlich nichts Neues.

Uns geht es im 440 km vom Merapi entfernten Bandung gut und auch ein Tsunami kann dieser 750 m über dem Meeresspiegel gelegenen Stadt nichts anhaben. Höchstens ein Erdbeben, das es heute Nacht gegeben haben soll, von dem wir jedoch nichts gemerkt haben.

Aber man leidet natürlich mit, wenn man in diesem schönen Land lebt. Die Ereignisse haben deutlich vor Augen geführt, wie sehr Indonesien Geokatastrophen ausgesetzt ist, wobei Hangrutschungen und Überflutungen viel häufiger auftreten, aber bei weitem nicht so viel Aufmerksamkeit außerhalb Indonesiens erregen. Es gibt keinen Tag, an dem in Indonesien nicht Menschen Opfer von Geokatastrophen werden.

Auch wird uns erneut bewusst, wie sehr unser aller Leben in Gottes Hand ruht, wie schnell sich alles wenden kann, zum Guten oder Schlechten. Yes, let's pray for Indonesia!

Sonntag, 24. Oktober 2010

Wir sitzen alle im gleichen Boot

Der verregnete Sommer ist nahtlos in die Regenzeit übergegangen, die von Oktober bis April dauert. Verregneter als heute kann ein Sonntag nicht mehr sein. Den ganzen Tag schüttet es wie aus Kübeln, der Himmel ist wolkenverhangen und zeitweise sieht man die gegenüberliegenden Hügel vor strömendem Regen nicht mehr. Wenn das jetzt so weitergeht bis April, na brrraaavo!

Doch es ist wenigstens noch warm dabei. Hier braucht man keine Herbst- und Wintersachen, höchstens mal eine dünne Jacke gegen Abend oder wenn der Regen - wie heute - gar kein Ende zu nehmen scheint.

Wir machen es uns zu Hause gemütlich mit Tee, Kaffee, Erdbeerkuchen und lesen viel. Matthias genießt das Ausruhen sehr. Ich habe ja jeden Tag "dolce vita" und würde gern etwas unternehmen - und wenn es nur ein Sonntagnachmittagsspaziergang wäre. Aber daran ist gar nicht zu denken... Jetzt haben wir unsere Computer gestartet. Da bieten sich ja immer ungeahnte Betätigungsfelder... ;-)

In einer E-Mail von lieben Freunden lesen wir, dass es in Hannover auch ein stürmisch verregneter Sonntag ist. Na, da verpassen wir ja nichts, das tröstet ein wenig. Da sitzen wir ja alle im gleichen Boot.

Dienstag, 19. Oktober 2010

Erst einsam - jetzt gemeinsam

Auf den Tag genau bin ich nun seit acht Wochen hier. Wie die Zeit vergeht! Matthias war ja wirklich der Einzige, den ich kannte, als ich am 24. August hier ankam. Und jetzt hat sich meine Kontaktliste doch schon um einige Namen erweitert.

Bei unserem ersten Besuch des Gottesdienstes der Universität lernten wir schon gleich eine amerikanische Familie mit vier Kindern kennen, die zeitgleich mit mir hier angekommen ist. Das ergibt natürlich sofort eine Menge an Gemeinsamkeiten und so stehen wir seitdem in sehr nettem Austausch miteinander. Bryan hat die herausfordernde Aufgabe, nicht nur an der adventistischen Universität in Bandung, sondern in ganz Indonesien das gegenseitige Verständnis von Muslimen und Christen zu fördern und Penny meistert die nicht minder herausfordernde Aufgabe, ihre vier Kinder selbst zu unterrichten, was mir einiges an Bewunderung abringt.

Auf meinen Erkundungstrips durch Bandung kam ich mir lange Zeit vor, als sei ich die einzige "Hellhäutige" weit und breit. Selten sieht man hier Touristen - ganz im Gegensatz zu Bali. So freundlich einem die Indonesier auch begegnen, die meisten sprechen gar kein oder nur rudimentäres Englisch und so sehnt man sich nach "seinesgleichen". Den entscheidenden Durchbruch brachte dann die Begegnung mit Carol!

Es gibt in Bandung einen Supermarkt (Toko Setiabudi), den wohl alle expats (Abkürzung für expatriate, also ständig im Ausland lebende Personen) kennen und dort auch einkaufen, weil es da die größte Auswahl an importierten Nahrungsmitteln sowie das frischeste und qualitativ beste Fleisch, Obst und Gemüse gibt. Trifft man dort also auf ein hellhäutiges Exemplar menschlicher Spezies, so lächelt man sich im Vorübergehen zumindest an oder grüßt sich mit einem netten "Hello!". Carol jedoch steuerte gleich direkt auf mich zu und schon hatten wir innerhalb von fünf Minuten alle wichtigen Informationen ausgetauscht: Sie ist Neuseeländerin, lebt mit ihrem Mann schon seit zwölf Jahren in Indonesien, kennt Land und Leute und vor allem die bergige Umgebung Bandungs wie aus ihrer Westentasche, da sie seit fast genau so langer Zeit eine Wandergruppe leitet. Sie lud mich gleich ein, am nächsten Donnerstag mit von der Partie zu sein. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, da ich sehr gerne wandere!

Bei dem zweieinhalbstündigen Marsch durch wunderschöne Natur, an dem insgesamt neun Frauen unterschiedlicher Nationalitäten teilnahmen, konnte ich meine Kontakte gleich weiter knüpfen. Nicht nur mein Englisch, das hier mächtig aufpoliert wird, auch mein Französisch konnte ich endlich wieder zum Einsatz bringen.



Reisterrassen
Und dann kam einen Tag später die entscheidende SMS von Carol, dass wir zu einem zwanglosen "pot luck get together" eingeladen sind: "You are welcome to come and meet some new people". Suuuper! Da mussten wir natürlich hin! Mit Essen und Getränken als Mitbringsel standen wir vor der Tür von wildfremden Menschen und wurden gleich herzlich begrüßt und herein gebeten. Wohl mehr als dreißig Erwachsene (meistens Ehepaare) trafen nach und nach ein, die zahlreichen Kinder, die überall in dem riesigen Haus herum tobten, gar nicht mitgezählt. Außer einem Indonesier waren wir alle "expats" aus aller Herren Länder: Australien, China, Dänemark, Deutschland, England, Irland, Neuseeland, Niederlande, USA - you name it! Die meisten leben schon jahrelang in Indonesien und können einem natürlich wertvolle Tipps geben, zum Beispiel welche Ärzte man gut konsultieren kann und so weiter.

Nun sind wir im "Verteiler" drin und freuen uns schon auf das nächste Treffen im November.


So schön sieht die Bananenblüte aus
Und hier wachsen die Früchte heran



Sonntag, 10. Oktober 2010

Zwei Stunden Deutschland in Jakarta

Hier in Bandung gibt es im normalen Stadtleben so gut wie keine westlichen Touristen. Oft bin ich im größten Einkaufsgetümmel unterwegs und sehe - wenn es hoch kommt - pro Tag ein "westliches" Gesicht, also zumindest kein asiatisch geprägtes. Wobei die Indonesier selbst gar nicht sooo asiatisch aussehen. Ich finde sie sehr hübsch, viele Frauen sind ausgesprochene exotische Schönheiten! Bei den Männern ist das eher die Ausnahme... Die Indonesier sind im Allgemeinen sehr freundlich, zurückhaltend und sanftmütig.

Es gelingt mir auch mehr und mehr, mich zu verständigen. Meine Sprachkenntnisse wachsen langsam, aber ständig. Verhungern müsste ich nicht mehr, aber viele Worte verwechsele ich noch, weil sie ähnlich klingen und ich sie mit nichts assoziieren kann. Grammatisch gesehen ist Bahasa Indonesia nicht schwer, die Verben werden nicht konjugiert, man spricht sozusagen auf Infinitivniveau, es gibt keine Tempi, keine Artikel. Dafür aber umso mehr Prä- und Suffixe, die die Kommunikation kompliziert machen.

Aber vor einer Woche konnten wir in der deutschen Sprache förmlich baden! Wir waren aus Anlass der Feier zur zwanzigjährigen Wiedervereinigung Deutschlands zum Empfang beim Deutschen Botschafter eingeladen. Der Empfang war riesig und fand im "Grand Ball Room" des Hotel Kempinski mitten in Jakarta statt. Es waren bestimmt zwischen 500 und 700 Personen anwesend, man konnte es schlecht abschätzen, da die ganze Feier im Stehen stattfand. Unter den Eingeladenen befanden sich auch viele Indonesier, die aber alle einen Bezug zu Deutschland hatten und recht gut deutsch sprachen. Wenn man sich - wie ich - oft wie ein "extra terrestrian" hier vorkommt, tut es einfach sehr gut, sich mal wieder fast wie "zu Hause" zu fühlen. Verstärkt wurde dieses Gefühl durch typisch deutsches Essen, das sich nicht nur auf fingerfood beschränkte. Neben den Grußworten des Deutschen Botschafters Norbert Baas, kam auch noch der ehemalige Staatspräsident der Republik Indonesien, Jusuf Habibie, zu Wort, der einen Teil seiner Rede sogar auf Deutsch (!) hielt, da er einige Jahre in Deutschland (Aachen) studiert hatte.
Blick auf die "Big Fountain" in der Jalan Thamrin, Jakarta

Dienstag, 5. Oktober 2010

Vom Frust zur Lust


"Was soll ich überhaupt in diesem Land?", diese Frage stellte ich mir immer wieder, als ich in der Nacht vom 23. auf den 24. September vom Flughafen in Jakarta nach Bandung zurückfuhr, nachdem ich mich von Patcy verabschiedet hatte. Es war nicht nur ein tiefer Abschiedsschmerz von meiner geliebten Tochter, sondern auch ein Ausdruck von "Kulturschock", der mich in der Woche zuvor bereits ereilt hatte. Es traf irgendwie alles zusammen.

Die Entdeckung, dass in dieser 2,8 Millionen Stadt kulturell so rein gar nichts los ist, hatte mich nämlich ziemlich enttäuscht. Im größten "Tourist Information Center" der Stadt herrschte gähnende Leere! Ich hatte gehofft, mir von dort eine Tasche voller Prospekte mitnehmen zu können, um in Ruhe die ganze Palette an Sehenswürdigkeiten, Stadtführungen, Theater-, Konzert- und sonstigen Aufführungen studieren zu können. So wie wir es halt von unseren "Tourist Informations" in Europa kennen, wo man von der Prospektfülle förmlich "erschlagen" wird. Und hier? "Tourist Information Center" stand zwar in großen Lettern draußen angeschrieben - aber wo waren die Informationen drinnen? Das "Center" präsentierte sich als ein fast leerer Raum mit einem großen Thresen in der Mitte, hinter dem dann jemand "auftauchte":
Was ich denn wolle?
Na ja, Informationen halt, was in Bandung so los ist, Prospekte, Anzeigen, Werbung mitnehmen.
Wofür ich mich denn interessiere?
Für alles! "Are there any concerts for example? Some classical music?" versuchte ich mein Ansinnen zu konkretisieren.
"Concerts???" Fragender Blick seinerseits, als ob ich von einem anderen Stern käme. "No, we don't hap!" Das "f" bzw. "v" können viele Indonesier nicht aussprechen.
Auf meine Frage, es müsse doch etwas typisch Indonesisches geben, kam er dann auf die Idee, mir ein "Angklung-Konzert" zu empfehlen, was in der Tat typisch indonesisch ist. "Angklungs" sind aus Bambus gebaute Instrumente, auf denen man jeweils nur einen Ton spielen kann. Damit überhaupt eine Melodie zustande kommt, braucht man also mehrere Spieler. Nicht selten sind in einem Orchester über 30, manchmal bis zu 100 Spieler! So ein Orchester war im Gottesdienst am Sabbat zuvor in der Universitäts-Gemeinde aufgetreten. Hört sich sehr beeindruckend an!

Wenn ich eben meine Enttäuschung zum Ausdruck brachte, dass hier kulturell gar nichts los sei, so stimmt das natürlich nur eingeschränkt. Ein "Angklung-Konzert" ist Ausdruck höchster Kultur! Auf was für eine Geschichte dieses Instrument zurückblicken kann, wird sehr interessant auf "Wikipedia" beschrieben!

An meinem Besuch im "Tourist Information Center" wird vielleicht deutlich, dass man an diese Gesellschaft nicht mit unseren Vorstellungen herantreten kann und darf. Das meine ich keineswegs abwertend! Wenn man sich mit ständigem Vergleichen beschäftigt, was man hier im Vergleich zu Deutschland NICHT hat, wie ich es getan habe, dann ereilt einen dieser "Kulturschock" halt sehr schnell. Vielmehr bin ich im Laufe der letzten Tage dazu übergegangen, mir die Vorzüge dieses Landes bewusst zu machen, was es hier an Schönem gibt. Und das ist sehr, sehr viel! Doch davon in meinen nächsten Blogs mehr.

Montag, 27. September 2010

Der Regen nimmt kein Ende

In der letzen Woche ist unsere Patcy nach Deutschland zurückgeflogen. Vier intensive, wunderschöne Wochen haben wir miteinander verbracht. Davon war sie eine Woche lang allein in Bali unterwegs. Bevor sich unsere Wege am Flughafen für längere Zeit trennten, haben wir noch drei sehr schöne "Mutter-Tochter-Tage" in Jakarta verbracht.

Jakarta ist mit seinen über 8 Millionen Einwohnern ein Riesenmoloch. Bisher habe ich noch keine schönen Ecken kennengelernt, obwohl es die geben soll, wie Insider berichteten. Na ja, ich habe in den kommenden drei Jahren noch Zeit genug, diese zu suchen. Außer den riesigen Malls, von denen die "Grand Indonesia" alles bisher Gesehene in den Schatten stellt, haben wir uns "Taman Mini Indonesia Indah" angesehen, was wir allen Jakarta-Besuchern empfehlen können. Auf einem riesigen Gelände sind die typischen Häuser, die es auf diesem weltgrößten Inselstaat gibt, naturgetreu aufgebaut. In Deutschland würde man "Museumsdorf" dazu sagen, wobei der deutsche Ausdruck der Größe dieses Ausflugszieles in keinster Weise gerecht wird. Im Zentrum dieser Anlage befindet sich ein See mit kleinen Mini-Inseln darin, die genau das indonesische Archipel abbilden.

Alle Aufenthalte im Freien sollte man hier zzt. auf die Vormittagsstunden verlegen, da "El Nino" Südost-Asien derart im Griff hat, dass sich die Wassermassen wolkenbruchartig am Nachmittag entladen und dabei ganze Stadtteile in Jakarta zum Beispiel unter Wasser setzen. In Bandung ist es etwas anders, da es hier ja sehr hügelig ist und man entweder rauf oder runter fährt. Da kommt man sich dann auf den Straßen so ähnlich wie beim "Wild-Water-Rafting" vor: Nicht allein die Regenmassen ergießen sich "stromabwärts", nein die Abwasserkanäle sprudeln über und treiben jede Menge Abfälle mit sich. Und durch diese braune Brühe fahren dann die unzähligen Mopedfahrer mit ihren Flip-Flops an den Füßen...

Aber in Deutschland soll es ja, was die Regenintensität und -häufigkeit betrifft, auch ganz schön nass sein. Trotzdem wäre ich am liebsten mit Patcy mitgeflogen...

So baut man in Sulawesi



Ein Teil des indones. Archipels - aus einer Gondel fotografiert

Freitag, 17. September 2010

Erlebnis-Shopping bis zum Umfallen

Bandung ist weltweit das Zentrum der Textilindustrie. Ein FO (Fachjargon für Factory Outlet) liegt neben dem anderen - und das ganze Straßen entlang. Wer sich neu und supergünstig einkleiden möchte, der sollte mit einem großen leeren Koffer hier herkommen. So wie unsere Patcy. Eine Woche lang klapperten wir verschiedene Outlets ab mit dem Resultat, dass sie sich noch einen Koffer dazu kaufen musste, um überhaupt alles mitzubekommen.

Ob Alltag oder Wochenende, es spielt keine Rolle, die Geschäfte sind hier immer geöffnet. Am Wochenende wird das übliche Chaos noch größer, da halb Jakarta dann in Bandung einfällt und sich auf die zahlreichen Outlets verteilt. Es ist gar kein Problem, in diesen Outlets ganze Tage zu verbringen, denn immer gibt es mindestens ein Restaurant und auch einen großen Spielbereich für die lieben Kleinen.

Heute war ich in der Bandung Super Mall. Wie der Name schon andeutet, es gibt keine größere hier weit und breit. Edelste Boutiquen und Markennamen sind vertreten. Aber was mich am meisten beeindruckte war, was man da alles für die Kinder auf die Beine gestellt hat: Ein ganzer Jahrmarkt war in der obersten Etage aufgebaut mit Riesenrad (mindestens 10 m hoch), großer Achterbahn, mehreren Karusells, Auto-Scooter, Bootfahren usw. Also weder in Deutschland noch sonst irgendwo habe ich so etwas je gesehen. Wenn das kein Erlebnis-Shopping ist!

Sonntag, 12. September 2010

Gottesanbetung - Wie unterschiedlich sie sein kann

Wir gehören in Hannover einer der anziehendsten Adventgemeinden an, die man sich nur wünschen kann: www.adventgemeinde-hannover-mitte.de  Es ist nicht nur unsere Gewohnheit, sondern auch unser Bedürfnis, am Samstag in den Gottesdienst zu gehen. 

Erste Zeile: "Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten"
Wir sind als Freikirche weltweit organisiert und so gibt es auch hier in der West Indonesia Union Mission über 95.000 Glaubensgeschwister in insgesamt 678 Adventgemeinden. Aber, das hatten wir schon im Voraus erfahren, die Gottesdienste in Bandung finden alle in der Landessprache Bahasa Indonesia statt, das heißt, es gibt normalerweise keine Übersetzung ins Englische.

Der Weg zur Campus-Kirche
Aber so ganz ohne Gottesdienst leben? Wenn es irgendwo ausländische Glaubensgeschwister gibt und somit Aussicht auf Übersetzung des Gottesdienstes ins Englische besteht, so sicherlich in unserer Adventistischen Universität, die hier in Bandung beheimatet ist, sagten wir uns und fuhren einfach hin. Und tatsächlich! Allein das Ankommen dort war so ähnlich wie "nach Hause kommen": Schon auf dem Weg zur Campus-Kirche schüttelte uns jeder die Hand mit einem freundlichen "Selamat Sabbat!" Es war ein wunderschönes Gefühl, in dieser so ganz islamisch geprägten Welt wieder unter Glaubensgeschwistern zu sein.

Der ganze Campus ist schön angelegt
Wir wurden gleich zur English Sabbath-School-Class geleitet und erfuhren erst nach dem Gottesdienst, dass diese Einrichtung sowie auch die Übersetzung der Predigt erst seit ganz kurzem als Novum bestehen und auch beibehalten werden sollen. Bei einer Einladung zum Mittagessen bei einem Dozenten-Ehepaar schlossen wir schon erste, sehr nette Kontakte. Also wird das doch unsere zukünftige Gemeinde sein, da brauchen wir erst gar nicht mehr lange zu suchen!





Wie ganz anders Menschen ihre Gottesanbetung gestalten, erfuhren wir in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, dem Beginn von Idul Fitri, das an diesem Wochenende in Indonesien gefeiert wird, dem Ende des Fastenmonats Ramadan. Idul Fitri gilt hier als das höchste islamische Fest, an dem alle Urlaub haben und sich auf den Weg zu ihren Familien begeben. Das heißt das Verkehrschaos auf den Straßen ist komplett!

Ich beschrieb ja schon in meinem Bericht vom 6. September, dass sich der Gesang der Muezzine aus den umliegenden Moscheen bei uns ziemlich mischt. Aber das ist ja noch harmlos im Gegensatz zu den Klängen, die während der ganzen Nacht (!) aus unzähligen Lautsprechern erklangen. Die ganze Stadt war erfüllt davon. Zwischendurch wurden Leucht- und Knallkörper gezündet. Es war wie Weihnachten und Silvester gleichzeitig!

Dienstag, 7. September 2010

Erste Ausflüge in die Umgebung

Interessanter wird es, wenn man Bandung verlässt. Unsere Australien erprobte Tochter hat dank des Lonely Planet-Indonesia drei Touren ausgearbeitet, die wir an drei aufeinanderfolgenden Tagen absolvierten. Die erste führte uns zu den heißen Quellen nach Maribaya, wo es außerdem einen Wasserfall zu bewundern gibt. Zu Fuß sind wir von dort dem Flusstal folgend durch den tropischen Regenwald sechs Kilometer zum nächsten Ort Dago gewandert (nein, ohne Machete, die Wege waren befestigt und gut ausgeschildert), wo uns unser Fahrer schon erwartete.

Die zweite Tour ging in das nur ca. 30 km südlich von Bandung gelegene Ciwidey. Wir dachten, dass wir mit dem Auto in einer halben Stunde dort wären, brauchten tatsächlich aber geschlagene zweieinhalb Stunden! Allein daran wird schon deutlich, wie hier die Verkehrsverhältnisse sind... Staus ohne Ende!
Türkisblaues Wasser im Kawah Putih

Das kleine Ciwidey ist für seinen Erdbeeranbau bekannt. Von dort geht die Fahrt nach Kawah Putih, einem Vulkankrater mit einem wunderschön türkisblauen See, aber mit intensiven Geruchserlebnissen schwefelhaltiger Art. Wirklich wunderschön sind die Teeplantagen (Malabar Tea Estate) in dieser eigenwilligen Hügellandschaft, wenn man zu dem kleinen Ort Situ Patengan weiterfährt.
Der erloschene Vulkan Kawah Ratu
Die dritte Tour war die bisher schönste und beeindruckendste: Zu dem nördlich von Bandung gelegenen Gebirgsmassiv Tangkuban Prahu (2076 m), wo wir am Kraterrand des erloschenen Vulkans Kawah Ratu sowie des noch aktiven und giftige Schwefelwolken spukenden Vulkans Kawah Upas, der zuletzt 1969 ausgebrochen ist, entlang wanderten.

Unsere Eier werden gekocht - Kawah Domas
Der Zugang zum nächsten aktiven Vulkan Kawah Domas war nur mit guide erlaubt. Allein die Wanderung dorthin durch den Regenwald war schon ein Erlebnis für sich. Und dann standen wir plötzlich mitten in dieser Mondlandschaft, umgeben von dampfenden und teilweise brodelnden heißen vulkanischen Quellen, konnten unsere Füße im heißen Wasser baden und zuschauen, wie vor unseren Augen Eier im sprudelnden Wasser gekocht wurden, die wir anschließend verzehrten. Krönender und wohltuender Abschluss dieser Wanderung war die Fußmassage, die uns unser guide mit vulkanischem Schlamm verpasste:
So sahen wir nach der Fußmassage aus...

Montag, 6. September 2010

Erste Erkundungen

Wenige Tage nach meinem Eintreffen hier in Bandung wurde auch unsere Patcy hier "eingeflogen". Große Wiedersehensfreude und endlich wieder Familienfeeling! Sie verbringt einen Teil ihrer Semesterferien bis Ende September bei uns und hat sich entsprechend mit Arbeitsmaterial eingedeckt, um auch hier etwas "für die Uni zu tun". Christian wird leider erst im nächsten Jahr kommen können, sonst wären wir komplett!

So haben wir zu dritt angefangen, die nähere Umgebung zu erkunden. Los ging es mit Spaziergängen in unserer Wohngegend. Wie man auf dem Foto ja sieht, ist die Gegend sehr hügelig, man geht also meistens entweder rauf oder runter. In wenigen Schritten hat man die bebaute Gegend verlassen und befindet sich in der schönsten üppig grünen Natur: Bananenstauden, Palmen, Mimosen, Bougainvillea und viele andere tropische Gewächse säumen den Straßenrand. In Serpentinen schlängelt sich der Schotterweg durch Reisfelder, die in Terrassen angelegt sind, zur nächsten Siedlung bergauf. Fast alle, die uns entgegen kommen, lächeln uns freundlich an. Wie aufmerksam und wohlwollend man hier als Ausländer zur Kenntnis genommen wird!

Zu bestimmten Zeiten, stimmen die Muezzine ihren für unsere Ohren gewöhnungsbedürftigen "Gesang" an, mit Lautsprechern verstärkt! Da es mehrere Moscheen in unserer Nachbarschaft gibt, vermischen sich die Gesänge miteinander und kommen als nervendes Tonkonglomerat bei uns an. Besonders erfreulich ist das, wenn die ersten Muezzine frühmorgens um 4:30 Uhr anfangen, ihren Dienst zu verrichten, wenn man gern noch eine Mütze voll Schlaf nehmen möchte... Es ist aber erstaunlich, wie schnell man sich an diese fremdartigen Klänge gewöhnt!

Seitdem wir unser Auto haben, werden die Erkundungskreise immer größer. Zunächst bin ich noch gefahren, auch in die Stadt hinein, aber wie schon beschrieben, es ist mir einfach zu riskant.

Die ersten Eindrücke von Bandung sind natürlich geprägt von den elenden Staus, in denen man viel Zeit verbringt und an den Kreuzungen von Straßenkindern, Krüppeln, Musikanten und Verkäufern angebettelt wird. Die Holländer haben ihre Spuren deutlich hinterlassen durch herrliche Gebäude in kolonialer Bauweise (Art Deco-Stil) sowie wunderschöne Alleen. Man gewinnt jedoch den Eindruck, dass diese schöne Bausubstanz nicht mehr in dem Maße gepflegt und unterhalten wird, wie es die Holländer bis 1949 taten, dem Jahr, in dem die Holländer Indonesien endgültig verließen.

Sonntag, 5. September 2010

Erste Eindrücke

Nun bin ich schon fast zwei Wochen hier und kann es immer noch nicht richtig fassen, dass es KEIN Urlaub ist, den ich hier verbringe. Es ist wirklich und wahrhaftig mein neues Lebensumfeld in den kommenden drei Jahren!

Unser Haus, in dem wir zur Miete wohnen, ganz am nördlichen Stadtrand Bandungs in Hanglage gelegen, ist wunderschön. Der freie, unverbaute Ausblick, den wir in ein grünes Tal und auf gegenüber liegende Hügel genießen, begeistert uns immer wieder.

Zu unserem Haushalt gehören drei Angestellte: Eine Haushälterin (Ibu Yayah), ein Fahrer und ein Nachtwächter. Zuerst konnte ich mir ein ungezwungenes Leben mit Hausangestellten überhaupt nicht vorstellen und - zugegeben - es fällt mir immer noch nicht leicht, mich aus allen Haushaltstätigkeiten heraus zu halten und unserer Ibu Yayah alles zu überlassen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Sie ist eine Seele von Mensch und versucht, uns jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Es ist hier einfach üblich, Hausangestellte zu haben. Wir tragen dadurch dazu bei, neue Arbeitsplätze zu schaffen, die hier dringend benötigt werden. Da diese Gesellschaft - wie in ganz Südost-Asien überhaupt - streng hierarchisch aufgebaut ist, übernehmen wir als Arbeitgeber zugleich Verantwortung nicht nur für die Hausangestellten selbst, sondern auch für deren Familien.

Dann ist da unser "Nachtwächter", den man hier unbedingt haben sollte, wie man uns mehrfach versicherte. Ein netter, junger Mann, der aber so gar nicht seiner Berufsbezeichnung Ehre macht: Wir haben ihn mehrfach tief schlafend angetroffen...

Seit dem 1. September haben wir zudem noch einen Fahrer eingestellt. Es musste sein! Man kann sich den Verkehr hier nicht vorstellen. Der absolute Waaahnsinn! Der Ausdruck "Autoscooter-Fahren" - nur ohne Zusammenstoß - trifft es am besten. Hier scheinen keine Regeln zu gelten. Das Verwunderliche ist, trotz des absoluten Chaos' auf den Straßen funktioniert der Verkehr - wenn man nicht grad in einem der zahlreichen Staus steht. Jeder fährt dort hin, wo sich eine Lücke auftut. Unzählige Motorräder quetschen sich an den Kreuzungen zwischen den wartenden Autoschlangen hindurch oder überholen im fließenden Verkehr von links und rechts. Sobald sich eine Möglichkeit bietet, wird beim Überholen auch gern die Gegenfahrbahn in Anspruch genommen, bis dann in allerletzter Sekunde doch noch eingelenkt und der Zusammenstoß vermieden wird.

Als wir am 26. August unser Auto abholten - einen Toyota Rush, Typ Edeljeep, den es nicht in Europa zu kaufen gibt - überlegten wir noch, ob wir wirklich einen Fahrer brauchen. Schließlich fahre ich gern Auto und den Linksverkehr kenne ich schon von England und Thailand, wo er mir überhaupt keine Schwierigkeiten bereitete. Aber hier war ich nach wenigen Kilometern fast einem Nervenzusammenbruch nahe! Man bedenke, dass bei einem Zusammenstoß mit einem Moped immer der Autofahrer Schuld hat. Außerdem sitzt auf einem Moped selten nur eine Person, oft eine ganze Familie einschließlich Baby - und wenn's geht, der Hund auch noch.

Dienstag, 31. August 2010

Das Abenteuer beginnt

Montag, 23. August 2010 - Mein Abflugtag. Um 9:35 Uhr sollte die Lufthansa-Maschine in Hannover starten. Doch der Flug ist gecancelled. Die nächste Maschine nach Frankfurt geht erst um 11:00 Uhr, aber den Anschlussflug nach Kuala Lumpur mit "Malaysia Airways" erreiche ich damit auch nicht mehr.

Nach Hause zurück kann ich nur unter großen Umständen, denn alle Türschlüssel habe ich bereits abgegeben. Unsere Haustür habe ich heute Morgen in dem Bewusstsein abgeschlossen, in den nächsten drei Jahren nur noch besuchsweise vorbei schauen zu können. Die Schlüsselgewalt liegt nun bei unserem netten Mieter, der aber an diesem Vormittag auch nicht "zu greifen" ist. Was also tun?

Das fängt ja gut an! Doch nein, man kann es auch so sehen: Das Abenteuer beginnt!

Nach einigem Hin und Her und vielen Telefonanten mit dem Reisebüro gelingt es, den Flug komplett umzubuchen. Nun verlasse ich Hannover fünf Stunden später als geplant mit einer Lufthansa-Maschine in Richtung Frankfurt und fliege von dort mit Thai-Airways über Bangkok nach Jakarta weiter.

Insgesamt war ich 32 Stunden unterwegs seit Verlassen unseres Hauses in Hannover bis zum Eintreffen in "unserem" schönen neuen Domizil in Bandung auf Java.

Mittwoch, 25. August 2010

Vorgeschichte

Im Dezember 2009 fällt die Entscheidung, dass mein Mann als Projektleiter in der deutsch-indonesischen Entwicklungszusammenarbeit für drei Jahre nach Bandung, Java, abgeordnet wird. Schon bevor diese Entscheidung fiel, waren wir uns einig, dass wir dieses Vorhaben nur gemeinsam realisieren. Unsere beiden Kinder sind flügge, haben schon seit einiger Zeit den Nestrand verlassen und gehen ihre eigenen Wege. Wenn nicht jetzt noch einmal etwas ganz Neues wagen - wann dann?

Den "Segen" unserer Kinder haben wir - sie freuen sich, dass ihre Eltern so unternehmungslustig sind und sie uns dort besuchen können.

Für meinen Mann stellt sich diese Projektleitertätigkeit als der krönende Abschluss seiner beruflichen Laufbahn als Geologe dar. Aber was werde ich dort machen? Bald stellt sich heraus, dass ich als "mitausreisende Partnerin (MAP)" dort gar nicht arbeiten darf, da ich das dafür erforderliche Arbeitsvisum nicht erhalten werde.

Im Vertrauen auf Gottes Führung, die wir in der Vergangenheit in vielen Dingen so spürbar erfahren haben und noch bei allen Vorbereitungen erfahren werden, kündige ich meinen Job als Vorstandssekretärin und lasse mich auf das bevorstehende "Abenteuer" ein - jedoch nicht ohne einige Abschiedstränen zu vergießen...